Letzte Tests mit Flettner-Rotor erfolgreich beendet
„Wir sind sehr zufrieden mit der Leistung des Flettner-Rotors und der des Schiffs“, Ralf Oltmanns ist begeistert nach Beendigung der Testreihen in der Nordsee. Oltmanns ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt, einen Prototypen des Eco Flettners auf einem Frachtschiff zu installieren.
Die MS FEHN POLLUX (Tragfähigkeit 4200 dwt) ist eines von derzeit neunzehn Schiffen, die von Fehn Ship Management bereedert werden. „Wir beschäftigen uns schon seit langem mit alternativen Schiffsantrieben,“ sagt Matthias Hesse, Geschäftsführer der Fehn Ship Management, „Wir sind entschlossen, alles zu tun, um das System zu einem Erfolg zu machen.“
Der Rotor besteht aus einem 18 Meter hohen Zylinder mit einem Durchmesser von drei Metern. Er dient dazu, aus Windenergie zusätzlichen Schub zu erzeugen und somit den Kraftstoffverbrauch des Schiffes zu reduzieren. Der Flettner-Rotor basiert auf dem Magnus-Effekt.
Der Magnus-Effekt, benannt nach Heinrich Gustav Magnus (1802–1870), ist ein Phänomen der Strömungsmechanik, welches die Querkraftwirkung (Kraft) bezeichnet, die ein rotierender runder Körper (Zylinder oder Kugel) in einer Strömung erfährt. Beschrieben wurde der Effekt bereits 100 Jahre vor Magnus von Benjamin Robins, der die Ursache bereits in der Rotation der Kugel vermutete. Magnus gelang hingegen als Erstem, eine physikalische Erklärung des Effektes zu geben.
Seit Mai 2015 ist der Rotor an Land auf Herz und Nieren geprüft worden und er hat die ausführlichen Tests erfolgreich bestanden. Der „Eco Flettner WHC“ nutzt mit seinem großen Drehzahlbereich ein breites Spektrum an Windgeschwindigkeiten energetisch aus.
Durch den zusätzlich gewonnenen Schub aus Windenergie werden der Treibstoffverbrauch sowie schädliche Emissionen erheblich reduziert. Bei steigender Segelleistung soll die Motorenleistung effizient zurückgefahren werden.
„Nach drei intensiven Wochen sind wir sehr froh, unser Schiff wieder im Einsatz zu sehen“, erklärte Matthias Hesse, Geschäftsführer der Leeraner Reederei Fehn Ship Management. FEHN POLLUX hatte kürzlich den Hafen von Leer verlassen. „Ich muss zugeben, dass wir am Anfang ein wenig unruhig waren, denn ganz gleich, wie sorgfältig man so ein Projekt vorbereiten, die Arbeit mit einem Prototypen beinhaltet immer Unwägbarkeiten. Die letzten Wochen bedeuteten für alle Beteiligten harte Arbeit und lange Tage. Aber der Einsatz hat sich gelohnt: Der Rotor arbeitet wie versprochen und das Schiff verhält sich mit dem neuen Antrieb wie berechnet.“
Eine der Hauptaufgaben für das Team von Fehn Ship Management war es, die FEHN POLLUX für den Einbau des 37 t schweren Rotors auf dem Vorschiff vorzubereiten. Dies beinhaltete eine Verstärkung der Rumpfstruktur und die Sicherung des Rotorfundaments. Gleichzeitig mussten neue Kabel zwischen dem Vorschiff und der Brücke verlegt werden, um den Eco-Flettner mit seiner Steuerkonsole zu verbinden. Die Crew war nicht nur an der Installation des Rotors beteiligt, sondern übte im Schiffsführungssimulator in Leer das Manövrieren des mit Flettner ausgerüsteten Schiffes in verschiedenen Situationen.
Der Rotor ist vor dem Einbau monatelang an Land getestet worden. Jetzt muss es seine Tauglichkeit unter realen Bedingungen beweisen. Zwei Jahre lang arbeiteten Experten an Computermodellen und entwickelten zusammen mit lokalen Firmen eine vollautomatische Steuerung des Rotors. Während der nächsten zwölf Monate werden die Wissenschaftler der Fachhochschule Emden / Leer die Leistung des Rotors überwachen, während das Schiff zwischen Häfen in der Ostsee, der Nordsee, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer fährt. Die Initiatoren sind überzeugt, dass der Eco Flettner helfen wird, den Kraftstoffverbrauch zu senken. Ziel ist es, künftig Geld zu sparen und gleichzeitig den Ausstoß schädlicher Abgase durch die gewerbliche Schifffahrt zu senken.
Am Eco-Flettner-Projekt beteiligen sich Unternehmen und Institutionen in Nordwestdeutschland und den Niederlanden. Es ist Teil von „MariGreen“, das vom INTERREG V A Programm Deutschland-Nederland mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und nationalen Kofinanzierungen aus Deutschland und den Niederlanden unterstützt wird.