SCHOTTEL mit neuer mechanischer Antriebslösung

Enge Zusammenarbeit zwischen Svitzer und SCHOTTEL ©Archiv
Enge Zusammenarbeit zwischen Svitzer und SCHOTTEL ©Archiv

SCHOTTEL hat in enger Zusammenarbeit mit dem dänischen Unternehmen Svitzer ein neues Antriebskonzept entwickelt. Es basiert auf der neuen SCHOTTEL Y-Hybridantriebstechnik (Leistungsverzweigung) und zeichnet sich dadurch aus, dass zwei Ruderpropeller (Backbord und Steuerbord), über eine zwischengeschaltete Kupplung, mechanisch miteinander verbunden sind. Dadurch können die beiden Ruderpropeller wahlweise mit nur einem der beiden Hauptmotoren angetrieben werden.

Das Spay’rer Unternehmen bezeichnet diese Neuentwicklung als „Hybridantriebslösung“.

Derzeit befinden sich die Unternehmen in Gesprächen über ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen ein vorhandener Schlepper mit der, so Schottel „…neuen mechanischen Hybridtechnik“ nachgerüstet werden soll. Das direkt (so Schottel) angetriebene Schiff wird dadurch umweltfreundlicher und kostengünstiger. Svitzer betreibt eine Flotte von 430 Schiffen und ist weltweit tätig. Der Fokus des Unternehmens liegt insbesondere auf Innovationen und Optionen für die Flottenmodernisierung. Thomas Bangslund, Group Head of Innovation bei Svitzer, war eng in die Entwicklung des „synchron-mechanischen“ Hybridantriebssystems eingebunden. Svitzer ist von den betrieblichen und umweltspezifischen Vorteilen des neuen SCHOTTEL SYDRIVE-M, das M in der Typenbezeichnung steht für „mechanisch“, sowohl für Nachrüstungen als auch für Neubauprojekte überzeugt.

Übliche Betriebsprofile für Schlepper oder Arbeitsboote zeichnen sich bis zu 90 Prozent ihrer Betriebszeit durch eine niedrige Motorbelastung aus. Um die Antriebssysteme für solche Lasten zu optimieren, verfügen herkömmliche Hybridantriebe in der Regel über zwei unabhängige und andersartige Kraftquellen je Propeller, die üblicherweise mit einem Hauptmotor und einem kleineren Elektromotor konfiguriert sind. Aufgrund dieser zusätzlichen elektrischen Komponenten sind diese Hybridkonzepte jedoch komplexer und kostenintensiver.

Viele Vorteile für die wichtigsten Betriebsarten

Bei dem SCHOTTEL SYDRIVE-M, das auf dem hybriden SRP-Y-Oberwassergetriebemodul für Ruderpropeller basiert, handelt es sich um ein, für Schottel, neues variables, rein mechanisches Antriebssystem für das weder zusätzliche elektronische Komponenten noch ein zusätzliches Getriebe benötigt werden. Dieses System bietet u. a. für die folgenden drei Hauptbetriebsarten viele Vorteile:

– Teillastbetrieb bzw. Freifahrtmodus

Die zentrale Funktion des SYDRIVE-M besteht darin, dass zwei Ruderpropeller und einer der beiden Hauptmotoren für sämtliche Tätigkeiten im leichten Betrieb, für die keine volle Leistung der beiden Hauptmotoren benötigt wird, mechanisch, über eine Kupplung, miteinander verbunden werden. In diesem „synchronisierten Teillastbetrieb“ ist einer der beiden Hauptantriebsmotoren wechselweise immer ausgeschaltet. Das führt zu deutlich weniger Betriebsstunden der Hauptmotoren und somit u.a. zu einer Reduzierung der Wartungskosten.

Außerdem wird der Hauptmotor, der sich weiterhin in Betrieb befindet, nun optimal von zwei Ruderpropellern genutzt und läuft in einem besseren spezifischen Kraftstoffverbrauchsbereich, was einen geringeren Kraftstoffverbrauch und geringere Emissionen zur Folge hat. Im Gegensatz dazu stehen herkömmliche Schlepper, bei denen im klassischen Leichtbetriebsmodus beide Motoren in einem relativ niedrigen Drehzahlbereich betrieben werden, was mit Blick auf Kraftstoffverbrauch und Emissionen nicht sehr effizient ist.

Volllastbetriebsmodus © SCHOTTEL
Volllastbetriebsmodus © SCHOTTEL

– Volllastbetrieb

Bei Volllast wird die Verbindung zwischen den beiden Ruderpropellern ausgekuppelt. Das System gleicht jetzt jeder bekannten mechanischen Doppelmotorenanlage mit Direktantrieb.

– Feuerlöschmodus (FiFi-Mode)

Dank des neuen SYDRIVE-M-Systems sind nun für jedes direkt angetriebene Schiff Löscharbeiten möglich, ohne dass zusätzliche Investitionen in Komponenten wie Medium- oder Heavy-Duty-Schlupfkupplungen, Verstellpropeller oder separate Motoren, die eigens für die Versorgung einer FiFi-Pumpe vorgesehen sind, getätigt werden müssen. Im SYDRIVE-M Feuerlöschmodus wird der ausgekuppelte Hauptmotor für den Antrieb der FiFi-Pumpe durch Nutzung dessen Frontzapfwelle verwendet.

Für Neubau und Nachrüstung

Lt. Schottel lässt sich SYDRIVE-M in jedes gängige Schiffsdesign mit Direktantrieb integrieren ohne dass bauliche Änderungen erforderlich sind. SYDRIVE-M ist für die SCHOTTEL Ruderpropeller- und EcoPeller-Baureihen im Leistungsbereich von 1.000 kW bis 3.000 kW erhältlich. Für bestimmte SCHOTTEL Azimutantriebe ist auf Anfrage eine Nachrüstung möglich. Das System wurde zum Patent angemeldet.

Vorheriger ArtikelRegelkonformer Schiffskraftstoff in SECAs: Alles unter Kontrolle?
Nächster ArtikelKommentar zum Populismus in der maritimen Industrie
Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.