Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) erhöhte sich 2018 die Zahl der gemeldeten Fälle von Seepiraterie deutlich. So wurden 2018 beim IMB Piracy Reporting Center 201 Fälle registriert. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 180. Verantwortlich war vor allem die Region Westafrika.
Der Golf von
Guinea wird noch gefährlicher für Seeleute. Berichte von Angriffen in den
Gewässern zwischen der Elfenbeinküste und dem Kongo haben sich im Vergleich zum
Vorjahr mehr als verdoppelt. So gehen auf das Konto der dortigen Piraten alle
der weltweit sechs Schiffsentführungen, 13 der 18 beschossenen Schiffe, 130 der
141 Geiselnahmen und 78 der 83 entführten Seefahrer mit Lösegeldforderungen.
Die Region verzeichnete einen signifikanten Anstieg von Gewalt im letzten
Quartal 2018. Schiffe wurden von Piraten weit außerhalb der Hoheitsgewässer
geentert. Die Besatzungen wurden entführt und nach Nigeria gebracht, wo sie
festgehalten werden, um Lösegeldforderungen zu erpressen.
„Es besteht dringender Bedarf an verstärkter Zusammenarbeit und Austausch
von Informationen zwischen den Anrainerstaaten des Golfs von Guinea. Dies ist
notwendig, damit wirksame Maßnahmen gegen Piraten ergriffen werden können –
sowohl auf See als auch an Land, wo die Operationen der Piraten ihren Ursprung
und ihr Ende haben“, sagt ein Sprecher des IMB.
Blick auf Nigeria
In den letzten drei Monaten des Jahres 2018 gab es 41 Entführungen allein in
den Gewässern vor Nigeria. Am 27. Oktober 2018 wurden 11 Besatzungsmitglieder
eines Containerschiffs entführt, 70 Seemeilen von der nigerianischen Insel
Bonny Island entfernt. Zwei Tage später kaperten nigerianische Piraten in einem
Schnellboot einen Tanker, der 100 Seemeilen vor Point-Noire, Kongo, unterwegs
war. Acht der 18 Besatzungsmitglieder wurden entführt. Dies sind nur zwei
Beispiele dafür, wie bewaffnete Kriminelle weiter auf das Meer ausweichen und
eine größere Bandbreite von Schiffen ins Visier nehmen: Massengutfrachter, Containerschiffe
und Stückgutschiffe in Ergänzung zu lokalen Angriffen auf Tanker,
Unterstützungsschiffe der Ölindustrie und Fischereischiffe.
Somalische Bedrohung
Obwohl keine Schiffe in der Region entführt wurden, schossen Piraten auf einen
Suezmax-Tanker im Golf von Aden sowie einen Produktentanker und einen
Massengutfrachter in der Capesize-Größe mehr als 300 Meilen vor der somalischen
Küste. Daher fordert das IMB Kapitäne auf, weiterhin ein hohes Maß an
Wachsamkeit beim Durchqueren dieser Gewässer zu bewahren und den aktuellsten
Best-Management-Praktiken (BMP) zu folgen. Das IMB hebt auch hervor, wie
wichtig die ständige Präsenz der Europäischen Union und internationaler
Marineeinheiten rund um das Horn von Afrika ist.
Verbesserung in Indonesien
Die Patrouillen der indonesischen Marinepolizei zeigen Erfolge. So ist die Zahl
der Vorfälle im dritten Jahr in Folge zurückgegangen. Der Großteil der 36 aus
Indonesien gemeldeten Vorfälle betraf Diebstähle. Jedoch wurden in einem Fall
sechs Besatzungsmitglieder als Geisel genommen und bedroht, so dass Wachsamkeit
auch zukünftig angebracht ist.
Malaysia
Angriffe vor Sabah in Ostmalaysia machen weiterhin Grund zur Sorge. So wurden
fünf entführte Besatzungsmitglieder von zwei Fischerbooten gemeldet. Darüber
hinaus feuerten vier Angreifer in einem Schnellboot auf einen Schlepper. Dem
Kapitän wurde dabei ins Bein geschossen.
Philippinen
Von den Philippinen wurden 10 Vorfälle gemeldet, gegenüber noch 22 in 2017.
Fünf davon gehen auf das Konto von Ankerplätzen in der Provinz Batanga. Bei
einem Angriff schossen vermutlich Angehörige militanter Gruppen auf einen
Stückgutfrachter. Das sofortige Handeln der Besatzung und der philippinischen
Küstenwache gewährleisteten die Sicherheit des Schiffes, obwohl ein Besatzungsmitglied
bei der Schießerei verletzt wurde. Die von dem IBM Piracy Reporing Center im
Namen der philippinischen Behörden ausgesandten Warnmeldungen liefern den
Beauftragten für die Gefahrenabwehr im Unternehmen und auf dem Schiff (CSOs)
wertvolle Informationen zur Piraterieabwehr.
Verlässliche globale Anti-Piraterie-Unterstützung
Seit 1991 registriert das rund um die Uhr besetzte Piracy Reporting Center des
IMB alle Piraterieangriffe, die ihm direkt von den Kapitänen der Schiffe oder
ihren Eigentümer gemeldet werden. Das IMB stellt auf dieser Basis, der
Schifffahrtsindustrie, Regierungen und Einsatzstellen kostenfrei aktuelle und
transparente Daten zur Piraterie und bewaffneten Raubübergriffen zur Verfügung.
Dies gewährleistet eine Zusammenarbeit mit den Einsatzstellen durch das IMB,
die zeitnahen Warnungen an Schiffe via Inmarsat Safety Net Services und
Email-Meldungen an CSOs. Das IMB fordert Kapitäne und Eigentümer von Schiffen
auf, weiterhin alle tatsächlichen, versuchten und vermuteten Piraterieangriffe
und Raubfälle zu melden. Dieser erste Schritt in der Reaktionskette ist
unverzichtbar um sicherzustellen, dass die Behörden angemessene Mittel zur
Pirateriebekämpfung zur Verfügung stellen. Als unabhängige, nicht-kommerzielle
und sachbezogene Organisation stellt IMB transparente Statistiken zur
Verfügung.