Am 10. Juni 2020 hat die Deutsche Marine die 149 m lange und 18 m breite „Nordrhein-Westfalen“ in Dienst gestellt. Damit verfügt die Flotte nun über das zweite Schiff der Klasse F125. Zwei weitere folgen noch.
Die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse sind für langanhaltende Stabilisierungsmissionen optimiert, um Krisen zu bewältigen und Konflikte zu verhindern. Sie können aber auch gemeinsam mit anderen Kampfschiffen an intensiven Gefechten eines heißen Seekriegs teilnehmen. Diese Durchsetzungsfähigkeit haben sie dank ihrer Anti-Schiff-Flugkörper und eingeschiffter U-Boot-Jagd-Hubschrauber.
Die Baden-Württemberg-Klasse: Marathonläufer für den Einsatz
Mit den Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse wird die Marine über insgesamt vier der technologisch führenden Kriegsschiffe der Welt verfügen. Das erste Schiff dieser Klasse, die „Baden-Württemberg“, ist bereits in Dienst gestellt.
Der von Grund auf neu konzipierte Fregattentyp ist aus den deutschen Einsatzerfahrungen der vergangenen Jahrzehnte entstanden – und auf Gegenwart und Zukunft von Stabilisierungseinsätzen ausgelegt. Zum Aufgabenspektrum der Klasse F125 gehört so vor allem die Seeraumüberwachung in Krisenregionen weltweit, wie etwa in der UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Mission im Nahen Osten oder bei der Anti-Piraterie-Operation Atalanta am Horn von Afrika.
Der Anforderung, global und langandauernd im Einsatz bleiben zu können, löst die Baden-Württemberg-Klasse aufgrund neuer technischer und organisatorischer Konzepte: Für eine Intensivnutzung gedacht, kann sie mit 5.000 Betriebsstunden bis zu zwei Jahren durchgängig unabhängig vom Heimathafen operieren. Der Abstand zwischen den Inspektionen für die Kriegsschiffe liegt planmäßig bei fünf Jahren und acht Monaten. Das ist nahezu eine Verdopplung der Einsatzzeit und eine Vervierfachung der Wartungsintervalle gegenüber den bisherigen Fregatten der Marine.
Die reduzierten Wartungsanforderungen, kombiniert mit Automatisierung und Digitalisierung an Bord der Schiffe, machen es möglich, die Besatzungsstärke von über 200 bei den anderen Fregatten auf 126 Soldatinnen und Soldaten auf denen der Baden-Württemberg-Klasse zu reduzieren. Mehrere 125er-Crews lösen sich dann während eines längeren Einsatzes alle vier Monate ab. In diesem Mehrbesatzungskonzept sind acht Besatzungen für die vier Schiffe der „Baden-Württemberg“-Klasse vorgesehen.
Klasse F125: Neue Technik und neue Konzepte
Von den Neuerungen der Klasse F125 im Vergleich zu anderen Fregatten der Marine hier zwei Beispiele: Die Stabilisierungsfregatten verfügen über vier große Festrumpfschlauchboote vom Modell Buster. Die Einsatzboote haben eine Reichweite von rund 130 Kilometern und transportieren jeweils maximal 15 Passagiere mit bis zu 40 Knoten. Sie können Spezialkräfte transportieren, den Schutz eines zivilen Konvois vor kleinen, schnellen Angreifern verbessern oder in Gefahrenlagen Personen evakuieren.
Die fünf 12,7-Millimeter-Maschinengewehre zur Verteidigung im unmittelbaren Bereich um das Schiff herum sind ferngesteuert und haben eigene optische Sensoren. Ihr Bediener sitzt in der Operationszentrale und ist nicht mehr der Gefahr von feindlichem Feuer an Oberdeck ausgesetzt. Hinzu kommen Videoüberwachung und Anti-Taucher-Sonar für einen sicheren Umkreis, wenn ein Schiff der Baden-Württemberg-Klasse vor Anker oder im Hafen liegt.
Die Schiffe der Baden-Württemberg-Klasse
- F222 „Baden-Württemberg“, in Dienst gestellt am 17. Juni 2019
- F223 „Nordrhein-Westfalen“, Indienststellung am 10. Juni 2020
- F224 „Sachsen-Anhalt“, Indienststellung voraussichtlich 1. Quartal 2021
- F225 „Rheinland-Pfalz“, Indienststellung voraussichtlich 3. Quartal 2021