DNV Studie zeigt Weiterbildungsbedarf von Seeleuten
DNV hat eine von der Singapore Maritime Foundation (SMF) mitfinanzierte Studie veröffentlicht, in der die wichtigsten Faktoren für den Wandel in der maritimen Industrie und ihre Auswirkungen auf das Schiffsmanagement und die Seeleute untersucht werden. Die Studie wurde dem Vorsitzenden der SMF, Hor Weng Yew, während der Nor-Shipping-Messe in Oslo übergeben.
Seeleute müssen Umgang mit alternativen Kraftstoffen lernen
Einundachtzig Prozent der befragten Seeleute gaben an, dass sie entweder teilweise oder vollständig geschult werden müssen, um effektiv mit der fortschrittlichen Technik arbeiten zu können, die an Bord zukünftiger Schiffe vorhanden sein wird. Ebenso äußerten mehr als 75 Prozent der Befragten den Bedarf an einer teilweisen oder vollständigen Schulung über neue Kraftstoffarten wie Flüssigerdgas (LNG), Akkus oder synthetische Kraftstoffe. Dieses Ausbildungsdefizit stieg auf 87 Prozent der Umfrageteilnehmer für neue Kraftstoffe wie Ammoniak, Wasserstoff und Methanol.
Da Schiffseigner und -betreiber zunehmend moderne Techniken an Bord einsetzen und die Verwendung alternativer Kraftstoffe erforschen, um die Vorschriften einzuhalten, erfordert der Umgang mit neuen Kraftstoffen und Technologien zusätzliche Qualifikationen der Besatzung und somit eine umfassende Ausbildung. Gleichzeitig wird erwartet, dass die zunehmende Automatisierung von Komponenten und Systemen an Bord zu einem Anstieg von autonomen und intelligenten Schiffen führen wird, so dass in Zukunft eine Fernüberwachung von Land aus in Betracht gezogen werden muss.
Die Frage ist: Wer soll unterrichten?
Seit der hausgemachten Energiekrise des Jahres 2022 ist das Kürzel „LNG“ wieder in aller Munde. Das Problem dabei: Die meisten Benutzer des Kürzels dürften kaum wissen, worum es sich dabei handelt, denn das lässt sich aus der Art, wie sie es benutzen und welche Ausführungen sie daran knüpfen, erkennen.
Bei den vielen fehlerbehafteten Presseinformationen, die täglich auf dem Bildschirm erscheinen, sollte man eigentlich zur Tagesordnung übergehen, denn die Fachkenntnisse in den Redaktionen der Tages- und Wirtschaftspresse sind ohnehin so gering, dass der weiteren Verbreitung von falsch benutzten Fachbegriffen Tür und Tor geöffnet sind. Doch wenn die Fehler von Fachinstituten oder Hochschulprofessoren verbreitet werden, dann ist eine öffentliche Kritik wohl angebracht.
Der jüngste Fall in der Fachwelt
Da hält ein Hochschullehrer „im Rahmen des Jubiläumsjahres ‚50 Jahre Hochschule in Ostfriesland‘“ einen Vortrag über Alternativen zum heutigen Schiffsantrieb. Da darf natürlich LNG nicht fehlen. Und so ist dann in der Presseinformation zu lesen, die Reederei AG Ems habe das Motorschiff OSTFRIESLAND schon vor einigen Jahren „auf den Betrieb mit LNG umgerüstet“. Mit LNG kann niemand etwas betreiben, schon gar nicht einen Verbrennungsmotor. Dazu gehört eine „Gasstrecke“, in der das flüssige Gas nicht nur rückvergast wird, sondern auf den Zustand gebracht wird, mit dem der Motor es verbrennen kann, also Gas. Am Rande vermerkt handelt es sich auf der OSTFRIESLAND nicht um einen „gas-elektrischen Antrieb“, sondern bestenfalls um einen otto-elektrischen im Gegensatz zum diesel-elektrischen. Die Erklärung dafür: Im Gasbetrieb arbeitet ein Wechselmotor (engl. dual-fuel) mit dem Ottoverfahren.
Die Glanzleistung der Presseinformation besteht allerdings darin, dass LNG mit Flüssiggas gleichgesetzt wird. Wörtlich heißt es bei der Betrachtung alternativer Kraftstoffe: „LNG, also Flüssiggas“. Das ist nicht zu überbieten!
Nicht nur das: Der aufmerksame Leser der Presseinformation des Hochschullehrers ist erstaunt darüber, dass man unserem studentischen Nachwuchs einen Methusalem, der über eine Dienstzeit an der Hochschule von „2010 Jahren“ verfügt, als Lehrkraft vorsetzt! Toll! Man kann auch sagen: Arme Studierende!
Doch es kommt noch schlimmer. Wir von der Redaktion haben versucht mit dem Hochschullehrer ein klärendes Gespräch zu führen. Hier die Original-Antwort: „Ihr Angebot, eine Deutschstunde für die richtige Verwendung von Begriffen in meinem Fachgebiet zu bekommen, kann ich leider nicht annehmen. Weitere Klarstellungen sind aus meiner Sicht nicht nötig“. Von Arroganz keine Spur?
Und dann ist da noch ein Hamburger Hochschullehrer, der an der TUHH lehrt.
In seinem Selbstportrait, zu sehen im Internet, schreibt er: „Von der Universität Hamburg und der TUHH habe ich über rund 35 Jahre Lehraufträge erhalten und den Studenten die Technologie der Schiffsantriebe, Hilfsmaschinen und Hilfssysteme erklärt“ . Die Technologie? Oder meint er die Technik?
Wer die Seite besucht, liest mit großem Erstaunen, dass auch dieser Hochschullehrer in den meisten seiner Veröffentlichungen LNG = tiefgekühltes Methan (Flüssigerdgas) mit Flüssiggas = Autogas = LPG = Liquefied Petroleum Gas = eine Mischung von Propan und Butan, fälschlicherweise beschreibt!
In einem Telefonat, welches die Redaktion mit ihm führte, behauptet dieser Hochschullehrer u.a. „dass man Dieselkraftstoffe aller Art, man lese und staune, mit Methan vergleichen kann“ (!)
Der Mann hat ganz sicher noch nie an einem Einspritzdüsen-Prüfstand gearbeitet.
Und solche Koryphäen sollen unseren maritimen Nachwuchs schulen / unterrichten? Unsere Seeleute haben etwas Besseres verdient.