Oder: Man sollte nicht alles glauben was uns vorgesetzt wird
Wie ist das eigentlich? Wir alle sind verpflichtet einen Rundfunkbeitrag pro Monat für eine Wohnung zu zahlen – und das ist gesetzlich geregelt. Das bedeutet, dass jeder Beitragszahler den Rundfunkbeitrag bezahlen muss! Im Klartext: Die Öffentlich Rechtlichen Sender werden überwiegend aus Steuergeldern finanziert.
Habe ich dann nicht ein Anrecht darauf, dass mir meine Fragen an den jeweiligen Sender beantwortet werden müssen / sollten?
Seit nahezu drei Wochen warte ich nun auf eine Reaktion der Programmdirektorin der ARD Christine Strobl. Bis heute, 20. Juni, habe ich nichts gehört oder gelesen. Was ist vorausgegangen?
Lesen Sie dazu im Folgenden meinen Kommentar:
An die Programmdirektorin der ARD
Frau Christine Strobl
Betrifft: ARD-Story: LNG um jeden Preis
ausgestrahlt am 31. Mai 2023
Die ARD beschreibt ihre Sendung mit: „Eine spannende Recherche über Flüssigerdgas mit erschütternden Ergebnissen“.
PPM: Wir stellen fest: Erschütternd ist vielmehr, dass der Reporter, der durch die Sendung führt, ganz offensichtlich absolut kein Hintergrundwissen zu dem Thema Erdgas / Methan / LNG hat.
Was sollen die Zuschauer von solchen Berichten halten?
Wenn ich als Chefredakteur eines maritimen, technischen Fachjournals so viel Unsinn und fehlerhafte Darstellungen veröffentlichen würde, man haute mir unser Journal um die Ohren!
„LNG ist der schmutzigste fossile Energieträger!“ so die Aussage in der ARD-Story.
PPM: Mit Verlaub, das ist absoluter Quatsch. Gemeint ist nicht LNG, was in der Natur nicht existiert, sondern das Erdgas. Aber: Schmutziger als Erdgas ist u.a. der fossile Energieträger Schweröl und natürlich die Kohle!
ARD: Diese Dokumentation bringt das Bild des angeblich „sauberen LNG“ (Liquefied Natural Gas) ins Wanken. Auf einer Reise durch die USA wird klar: Die Gewinnung von Flüssigerdgas führt zu radioaktiven Abfällen, vergifteten Flüssen und einer enormen Klimabelastung. Mithilfe einer speziellen Kamera wird der enorme Austritt von Methan sichtbar. Wissenschaftler warnen: Es wäre sogar klimafreundlicher, auf Kohle zu setzen, als gefracktes Gas aus den USA zu importieren. Sind die milliardenschweren Investitionen in Flüssigerdgasterminals ein Irrweg?
PPM: Gleich zu Beginn der Beschreibung heißt es: „Die Gewinnung von Flüssigerdgas…“ Richtig ist: Flüssigerdgas bzw. LNG wird nicht gewonnen, sondern LNG unterliegt einem Abkühlungsprozess vom gasförmigen Methan in einen tiefgekühlten flüssigen Aggregatzustand: Verflüssigtes Methan = LNG (Liquefied Natural Gas)! Aufgrund dieses Abkühlungsprozesses verringert sich sein Volumen auf ein 1/600! LNG ist also eine ideale Transportlösung.
Aber bevor das Erdgas tiefgekühlt wird, muss es erst gereinigt werden. Das Erdgas, das aus dem Boden kommt, ist ja kein reines Methan, sondern enthält noch andere Substanzen: Stickstoff, CO2, Schwefel, längere Kohlenstoffketten und Wasser. Diese Stoffe müssen aus dem Erdgas entfernt werden.
ARD: Knapp zehn Milliarden Euro hat der Deutsche Bundestag jetzt schon für den Ausbau einer LNG-Infrastruktur bereitgestellt. Immer wieder betont die Ampelregierung, dass ihr Klima und Naturschutz am Herzen liegen und sie alles tun will, um den Klimawandel aufzuhalten. Flüssigerdgas aus den USA, betont die Regierung, ist im Moment der beste Weg, um die Energienot zu überwinden.
Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Die Recherche beginnt in Texas. Am Golf von Mexiko stehen die LNG-Terminals, die das Gas zum Transport nach Europa auf minus 162 Grad herunterkühlen. Dieser Prozess ist so energiereich, dass ein Viertel der Gesamtenergie des Gases schon hier verloren geht.
PPM: Wir meinen: Das ist eine absolut tendenziöse Berichterstattung. Schließlich geht es bei dem deutschen Import von Erdgas nicht allein um Gas, das mit dem Frackingprozess gewonnen wird.
PPM: Experten sprechen bei der Abkühlung des Methans auch vom Kryogenisieren. Möglich ist das mit Kältemaschinen, die je nach heutigen Verfahren 10 bis 25 Prozent der im Gas gespeicherten Energie für den Vorgang benötigen. Die Industrie ist sich sicher diesen Energieaufwand zukünftig noch weiter zu reduzieren
Und schon geht es weiter zu der sehr unsauberen Recherche:
ARD: Auf dem Schiff muss dann noch weiter Gas abgelassen werden, um das restliche LNG zu kühlen. „In Deutschland kommen nur noch 50 bis 70 Prozent des Gases an“, kritisiert der international anerkannte Professor Robert Howarth von der Cornell University. Schon das allein ist alles andere als klimafreundlich.
PPM: Antriebe der LNG-Tanker verbrennen entweder das Boil-Off-Gas der eigenen Tanks oder es wird rückverflüssigt und emittieren somit kein Methan in die Atmosphäre
LNG-Tanker fahren nicht mit Rohöl, sondern nutzen Boil-off-Gas aus den Tanks in den Motoren für ihren Antrieb.
Boil-off-Gas ist Methan, das während der Lagerung in den Schiffstanks verdampft und von den Tankern für den Antrieb genutzt wird.
Das verflüssigte Methan wird in LNG-Terminals auf speziell isolierte Tankschiffe verladen. Während der Überfahrt eines LNG-Tankers erwärmt sich – z.B. aufgrund von Sonneneinstrahlung – das in den Tanks enthaltene LNG und ein geringer Teil der Ladung verdampft. Um den Druck in den Tanks konstant zu halten, wird das Boil-off-Gas abgelassen und in den Maschinenraum transportiert, wo es als Kraftstoff im Schiffsmotor verwendet wird.
Moderne LNG-Tanker verfügen über sogenannte Dual-Fuel-Engines, die sowohl mit Methan als auch mit Schweröl betrieben werden.
Das Boil-Off-Gas, das bei der unerwünschten Verdampfung im Lagertank frei wird, lässt sich somit optimal für den Schiffsantrieb nutzen.
ARD: Doch es kommt noch schlimmer. Im Nordwesten von Texas befindet sich das Epizentrum der Gasindustrie. An unzähligen Bohrstellen wird hier Gas aus dem Boden gefrackt. Bei diesem Prozess entweichen ungeheure Mengen von Methan. Methan ist mindestens 25 Mal klimaschädlicher als CO₂ und für das menschliche Auge unsichtbar. Experten einer Umweltorganisation machen für das Fernsehteam diese Emissionen mit einer Spezialkamera sichtbar: Das Resultat ist erschütternd. Überall steigt Methan in die Luft, das Gas, das laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einer der größten Verursacher der globalen Erwärmung ist.
PPM: Das Treibhauspotenzial von Methan ist, auf einen Zeitraum von 100 Jahren bezogen, 28-mal höher als das der gleichen Gewichtsmenge Kohlenstoffdioxid. Nach einer neueren Untersuchung beträgt dieser Faktor 33, wenn Wechselwirkungen mit atmosphärischen Aerosolen berücksichtigt werden. Auf einen Zeitraum von 20 Jahren bezogen steigt dieser Faktor auf 84. Methan trägt mit rund 20 bis 30 % zum anthropogenen Treibhauseffekt bei. Nach Einschätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) könnte mit Maßnahmen gegen Methan-Emissionen erreicht werden, dass die mittlere globale Temperatur bis 2045 um fast 0,3 °C langsamer steigt als erwartet. Im Vergleich zu Kohlendioxid hat Methan eine kürzere Verweildauer in der Erdatmosphäre (12 Jahre ggü. 5–200 Jahre). Das UN-Umweltprogramm UNEP hat im Oktober 2021 die Gründung einer Internationalen Beobachtungsstelle für Methanemissionen (IMEO – International Methane Emissions Observatory) angekündigt, mit der die von den USA und der EU initiierte „Globale Methan-Verpflichtung“ ergänzt werden soll. Parallel dazu verzeichnete die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2021 den höchsten Anstieg der Methan-Konzentration in der Atmosphäre seit Beginn der systematischen Messungen. Am schnellsten und kostengünstigsten ließe sich der Methanausstoß im Energiesektor vermindern. Laut Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) könnten 60 bis 80 Prozent dieser Emissionen ohne Mehrkosten unterbunden werden.
ARD: Die Gas- und Ölindustrie ist in den USA mit enormen Rechten ausgestattet. So darf sogar auf dem Land der Navajos gefrackt werden. Mitglieder dieses Stammes erzählen, wie ihre heiligen Orte zerstört und ihr Wasser vergiftet wurde. Seitdem Europa LNG in enormen Mengen kauft, ist ein neuer „Goldrausch“ in Amerika entstanden, es wird gefrackt wie nie zuvor.
„Methan ist jedoch nur eine finstere Seite des LNG“
PPM: Sachlich richtig muss es heißen: „Methan ist jedoch nur eine finstere Seite des Gases“
ARD: Im Nordwesten der USA lernt das Team eine andere Seite kennen: den radioaktiven Müll. Beim Fracking wird das Gas mithilfe von Wasser, Chemikalien und Sand aus dem Boden gespült. Dieses Wasser ist jedoch, wenn es wieder oben ankommt, hochgiftig. Denn die Gasvorkommen im Boden sind häufig mit von Natur aus radioaktiven Gesteinsschichten verbunden. Durch das Fracking werden radioaktive Mineralien ausgewaschen, nach oben gespült und machen Arbeiter wie Anwohner krank.
Viele Fachleute halten den Handel mit flüssigem Gas (PPM: wie vor beschrieben „mit Methan“ – LNG ist nur eine optimale Transportlösung) für verantwortungslos: kein Energielieferant sei klimaschädlicher als LNG (PPM: sachlich richtig ist natürlich Methan) Robert Howarth von der Cornell Universität empfiehlt Deutschland, die eigenen Gasvorkommen konventionell auszuschöpfen und im Zweifel sogar lieber auf Kohle zu setzen, bis man genug erneuerbare Energie (PPM: kann man Energie erneuern bzw erzeugen?) erzeugen????? kann. Das wäre wesentlich klimaschonender als LNG ? zu importieren (PPM: gemeint ist Methan).
Lieber Kohle statt LNG (Methan)? Das Filmteam fährt in die Altmark nach Sachsen-Anhalt. Hier lagert das vermutlich größte Gasvorkommen Deutschlands auf dem Festland. Schon zu Zeiten der DDR wurde hier gefördert. Noch vor 20 Jahren stammten 20 Prozent des in Gesamtdeutschland verbrauchten Gases aus heimischer Förderung. Inzwischen liegt die Selbstversorgungsquote gerade noch bei fünf Prozent. Neue Gasfelder wurden kaum mehr gesucht, schließlich wollte man weg vom Gas. Und bis zur Umrüstung der Wirtschaft auf alternative Energien ????? war der Import von billigem Gas aus Russland die vermeintlich bessere Alternative. Und heute? Wäre eine Ausweitung der heimischen Produktion denkbar?
Auch vor der friesischen Insel Borkum liegt (Erd-) Gas. Auf der niederländischen Seite soll es gefördert werden, doch die Inselbewohner wehren sich. Obwohl die meisten Menschen hier mit Gas heizen, sind fast alle gegen eine Förderung in ihrer Nähe.
Flüssigerdgas aus den USA stand verhältnismäßig schnell zur Verfügung, um den großen Hunger nach Energie zu stillen. Die Umweltzerstörung, die die Förderung und der Transport (PPM: der Transport??) verursachen, sind nicht auf den ersten Blick zu sehen. Deren Auswirkungen aber wird man ebenfalls spüren.
Fazit / Empfehlung:
Aus den Programmübersichten ist ersichtlich, dass weitere Sendungen mit demselben Titel geplant sind.
Wir empfehlen dringend vor der nächsten Sendung das komplette Material zu überarbeiten und wirkliche objektive Fachleute zu Worte kommen lassen