Der Hamburger Wirtschaftssenator ließ sich vertreten und seine Mitarbeiterin verkündete – unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit – eine kleine Überraschung.
Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen „Bomin Linde LNG“ schon seine Pläne für eine LNG-Bunkerstation im Hamburger Hafen vorgelegt (vgl. HANSA 150. Jahrgang 2013 Nr. 1, Seite 54ff.). Danach sollte im Hamburger Hafen ein Gas-Tanklager für die Versorgung von Schiffen mit Flüssigerdgas entstehen. Grundlage dieser Planung war eine Machbarkeitsstudie, die von Linde in Zusammenarbeit mit der Hamburger Hafenbehörde HPA durchgeführt worden war. Eingerichtet werden sollte das Tanklager auf dem Gelände von Oiltanking Deutschland, einer Tochtergesellschaft von Marquardt & Bahls. Entsprechende „genehmigungsrechtliche Gesichtspunkte“ für ein kleines Gas-Tanklager waren Ende 2012 in der Prüfung. Dabei ging es, wie es seinerzeit offiziell hieß, nur noch „um die ingenieurtechnische Planung und die Erstellung aller notwendigen Sicherheitsuntersuchungen, um eine Genehmigung für den Bau und den Betrieb nach dem Bundes-Emissionsschutzgesetz zu erlangen“. Wie andere Pläne zu vergleichbaren Einrichtungen in den Häfen von Bremen bzw. Bremerhaven, versandeten alle Vorhaben mit der Folge, dass Flüssigerdgas für bereits vorhandene Abnehmer über lange Strecken – verbunden mit entsprechenden Emissionen – mit Lkw geholt werden müssen.
Wenn nun Dr. Wibke Melldig in Vertretung des Hamburger Wirtschaftssenators Frank Horch am 14. September 2017 im Rahmen ihres Grußwortes zum „Internationalen Congress für Schiffstechnik“ quasi am Rande mitteilte, dass „in den nächsten Jahren ein LNG-Terminal“ im (Hamburger) Hafen für die Bebunkerung von Schiffen entstehen soll, dann fragt man sich, worum geht es hier eigentlich? Und: Was soll da wann entstehen? Schließlich ist ein LNG-Terminal etwas völlig anderes als eine mehr oder weniger große Bunkerstation. Seinerzeit hatte die HPA ein Terminal für Hamburg völlig ausgeschlossen. Und nun?
Wieder einmal ist Konfuzius gefragt: Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht ….
Bedauerlicherweise konnte Frau Melldig auf der Veranstaltung nicht auf Einzelheiten zu ihrer Aussage angesprochen werden. Ein Telefongespräch am 18. September 2017 brachte folgenden Aufschluss: Dem Senat geht es darum, dass künftig Schiffe im Hamburger Hafen mit Flüssigerdgas versorgt werden können. Angesprochen auf die Planungen von 2012 wurde bestätigt, diese wieder aufleben lassen zu wollen, aber gleichzeitig wurde deutlich gemacht, dass zur Durchführung private Mittel zum Einsatz kommen müssten.
Das läuft nun auf einen Investor hinaus, der nicht nur den Aufwand für die Planung und somit ein gewisses Risiko trägt, sondern auch die Geduld mitbringt, um die lange Zeit des Genehmigungsprozesses ertragen zu können.
Wünschenswert ist gerade in diesem Zusammenhang eine klare Sprache, denn eine Bunkerstation ist schließlich kein Terminal (s.o.). Wenn intern bei der Behörde von einem „small gate Terminal“ die Rede ist, das nicht in Konkurrenz zu dem Vorhaben in Brunsbüttel stehen soll, dann kann hier bestenfalls von einer Bunkerstation die Rede sein. Der Begriff Terminal verkleistert nur den Sachverhalt. Da hilft auch der Zusatz „zur Bebunkerung von Schiffen“ nicht, denn ein echtes Terminal kann durchaus auch die Aufgabe haben, als Bunkerstation zu funktionieren.
Was bleibt, ist wieder mal das Wunschdenken im politischen Raum ohne konkrete Auswirkungen, statt erst die Machbarkeit und die Finanzierung zu prüfen.