Niederländischer Schiffbau pessimistisch

Schiff in Werfthalle.
Schiff in Werfthalle. © NMT

Die niederländische Schiffbauindustrie hat ein mageres Jahr 2015 hinter sich. Die Netherlands Maritime Technology rechnet unterm Strich mit einem geringeren Umsatz als in 2014. In dem Jahr machte die Schiffbauindustrie in den Niederlanden noch ein Umsatz von 7,5 Milliarden Euro, entsprechend einem Wachstum von siebzehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die endgültigen Zahlen wird die Netherlands Maritime Technology in Mai bekannt geben, sagte der Vorsitzende Hans Voorneveld. Für das gerade angebrochene Jahr 2016 müssen sich die Schiffbauer auf einen deutlich geringeren Umsatz einstellen. Er geht von einem Einbruch zwischen fünfzehn und zwanzig Prozent aus. Die Ursache sieht Voorneveld vor allem in den andauernden niedrigen Ölpreisen und der spanischen Tax Lease. Die Tax Lease macht es möglich Schiffe im Rahmen komplexer Finanzierungs- und Steuermodelle unter Marktpreisen zu erwerben.

Level playing field ist wichtig
Laut Voorneveld bietet der Markt aber auch Chancen. Zum Beispiel im Kreuzfahrtbereich sind die Möglichkeiten für die Zulieferindustrie sehr gut. Auch die Auftragsbücher im niederländischen Yachtbau sind prall gefüllt. In diesen Märkten ist vor allem die Zusammenarbeit zwischen Werften, Zulieferindustrie und der Forschungssparte von großer Wichtigkeit. Hier werden die Innovationen entwickelt die für die starke Exportposition der Niederlande von großer Bedeutung sind. Aber auch für die momentan sehr gebeutelte See- und Binnenschifffahrt sieht die Netherlands Maritime Technology noch gute Möglichkeiten.

Die Notwendigkeit von Emissionsreduzierungen führt zu technologischen Erneuerungen, Investitionen in Neubauten und Retrofit von Schiffen und ihren Ausrüstungen. Eine absolute Bedrohung ist allerdings der Protektionismus, vor allem in Asien. Hier kämpft man mit enormen Überkapazitäten und Megaverlusten. Vor allem in China und Korea werden die viel zu vielen Werften mit staatlichen Subventionen in Milliardenhöhe am Leben gehalten. Es wird von der niederländischen Regierung und auch von der Europäischen Union erwartet, dass diese sich für ein level playing field (faire Wettbewerbsbedingungen) einsetzt.

Bestehende Chancen müssen genutzt werden
Positiv nannte Voorneveld vor allem die gut gehende Kreuzfahrtbranche. Das gilt vor in erster Linie für die Flusskreuzfahrt. Aber auch der Yachtbau kann sich sehen lassen. Die Entwicklung im Offshore Windsektor sorgt für viele Aufträge. In der Branche passiert viel um die gestellten Klimaziele zu erreichen. Schlepper, Versorger, Arbeits- und Spezialschiffe bleiben deswegen sehr gefragt. Für die Fischerei wurde eine neue Kuttergeneration entwickelt, welche bis zu 75 Prozent Kraftstoffstoff sparen soll und viele technische Neuerungen für eine nachhaltige Fischerei beinhaltet. Die anhaltenden Spannungen im politischen Weltgeschehen sorgen für eine größere Nachfrage im Marineschiffbau. In den Niederlanden wird aktuell über die Zukunft der Unterseeboote diskutiert. In März 2016 wird sich der 2e Kamer (Bundestag) in Den Haag damit befassen. Man erwartet, dass die Niederlande in Zukunft wieder Unterseeboote bauen und exportieren werden.

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Ton Valk
Gastautor bei VEUS-Shipping.com. Der Autor lebt in der Nähe von Kiel und schreibt u.a. für niederländische und deutsche Schiffsmagazine.