Flexible SeaSOx-Scrubber-Barge reinigt Abgase während Hafenliegezeit

ANDRITZ hat sein Scrubber-Portfolio um eine Barge-Lösung für Schiffe im Hafen erweitert, die den Gehalt an SOx, NOx und ultrafeinen Partikeln im Abgas unabhängig von der Größe des Schiffes oder seiner Motoren reduziert. Mit dieser neuen Technik sind Hafenbehörden in der Lage, Schiffsbetreibern eine flexible und kosteneffiziente Umwelttechnik anzubieten.

In den meisten Häfen weltweit ist die Luftverschmutzung ein großes Problem für die Lebens- und Gesundheitsqualität der Anwohner. Menschen, die im Hafengebiet leben, berichten von Lärm, Schadstoffen und Feinstaub, die ihr Leben in gefährlicher Weise beeinflussen. Daher optimieren die Hafenbehörden logistische Prozesse, modernisieren bestehende Industrien im Hafengebiet und führen neue Techniken ein, um die Umweltbelastung im Hafenbetrieb zu reduzieren. Zum Beispiel kann die Elektrifizierung von LKW die Hafenemissionen reduzieren, und neue Emissionsstandards für die angesiedelten Industriebereiche bekämpfen die Freisetzung von Schadstoffen in die Atmosphäre.

Für Schiffe beginnen die Häfen, neben anderen neuen Optionen, alternative Kraftstoffe mit geringerer Umweltbelastung und Onshore-Stromversorgung (OPS) während des Hafenaufenthalts anzubieten. Diese Ideen sind vielversprechend und können helfen, Schadstoffe und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Leider sind diese neuen Techniken teuer und für die meisten Schiffe heutzutage nicht realisierbar. Teure und komplizierte Motoraufrüstungen, neue Bunkerlogistik und Versorgungssicherheit sind Barrieren für den Wechsel zu alternativen Kraftstoffen (z.B. Methanol). Lokale Stromnetzbeschränkungen und hohe Investitionen in Schiffe und Häfen können ebenfalls ein hinderlicher Grund sein, sich nicht für OPS-Systeme zu entscheiden. Darüber hinaus ist OPS keine Option für Schiffe, die vor Anker liegen.

Das Arbeitsprinzip der SeaSOx-Scrubber-Barge. © ANDRITZ
Das Arbeitsprinzip der SeaSOx-Scrubber-Barge. © ANDRITZ

Ein auf der Barge installierter Kran hebt ein oder zwei speziell entwickelte Geräte in den Schornstein des Schiffes, wo das Abgas gesammelt und der Aufbereitungsanlage auf der Barge zugeführt wird. Das Abgas wird mit Frischluft gemischt, um eine definierte Temperatur zu gewährleisten. Auf dem Weg zum Filter werden Ammoniak/Wasser und Natriumbicarbonat (NaHCO3) in den Kanal injiziert. Das Ammoniak/Wasser dient zur Reduzierung der NOx-Emissionen im Gas, und das NaHCO3 reduziert die SOx-Menge im Reingas auf die niedrigst möglichen Grenzwerte. Darüber hinaus werden auch andere saure Bestandteile reduziert (z.B. SO3). Anschließend wird das Gas in die Filtrationseinheit geleitet, die das Herzstück der gesamten Anlage ist. Dort wird das restliche SOx entfernt (das nicht schon im Kanal reagiert hat) und die Partikel werden an den installierten Filterschläuchen im Filter abgeschieden. Das ausreagierte Produkt (harmloses Na2SO4) wird aus den Filterschläuchen gepulst und im Filter gesammelt. Das Produkt wird an Land entladen, sobald die Barge zum Kai zurückkehrt.

Das Ammoniak reagiert in der dem Filter nachgeschalteten SCR-Einrichtung (Selective Catalytic Reaction) und eliminiert das NOx durch Umwandlung in N2 und H2O. Am Ende ist ein Ventilator installiert, der das Abgas durch die gesamte Anlage transportiert. Das austretende Reingas ist praktisch frei von SOx, NOx und Feinstaub (PM1, PM2,5 und PM10).

ANDRITZ ist nach eigenen Angaben das einzige Unternehmen weltweit, das eine komplette Palette von Abgasreinigungssystemen für Seeschiffe anbietet, liefert, installiert und erfolgreich in Betrieb nimmt. Das Portfolio umfasst Open-Loop- und Hybrid-Wäscher als Inline- (I-Typ) und Bypass-Modelle (U-Typ) für Nasswäscher sowie trockene, duale Filtersysteme ohne Waschwasser.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.