Der VDMA als Missionar?

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Europas größter Industrieverband „Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, VDMA“ versucht sich als Missionar!

Was hat er sich eigentlich dabei gedacht? Die Rede ist von Peter Müller-Baum in seiner Eigenschaft als Managing Directors, also des Geschäftsführers der Fachgemeinschaft „Motoren und Systeme“ des VDMA.

Warum schreiben wir darüber, was erregt die öffentlichen Gemüter?

Peter MĂĽller-Baum sagt auf seiner Internetseite:

In unseren Missionen geht es um Verbrennungsmotoren, um Wege zu mehr Klima- und Ressourcenschutz und um Versorgungssicherheit im Energiebereich. Unsere Mission: Wir wollen Ihnen zeigen, wie Verbrennungsmotoren mit immer weniger Emissionen und perspektivisch klimaneutral betrieben werden können. Moderne Verbrennungsmotoren leisten schon jetzt einen erheblichen Beitrag zur Verringerung von Emissionen. Wir wollen Ihnen zeigen, wohin in Zukunft die Reise geht.

Die Idee ist ja, ganz im Generellen, nicht schlecht nur: Müller-Baum hätte sich auf Fachleute berufen sollen – auf Leute, die wissen von was sie reden bzw. schreiben.

Übrigens: Seit Beginn der Missionarstätigkeiten in Sachen Klimaschutz wurden und werden immer noch sehr viele Missionare zum Teufel gejagt, wenn sie ihre Theorien unter die „Ungläubigen“ bringen wollten.

Auf der verbandseigenen Internetseite kann der interessierte Leser unter dem Link https://www.emission0.org/  zehn Missionen aufrufen, die leider zum großen Teil nicht das Lesen wert sind! Mit diesen „Missionen“ werden die Leser schlicht und einfach falsch unterrichtet, oder soll man, um bei der Ausdrucksweise des Managing Directors zu bleiben, lieber sagen „falsch missioniert“?

Herr Müller-Baum. Da haben Sie kräftig danebengegriffen beziehungsweise geschrieben!

Zur Information:

Eines der heiligsten Gesetze der Physik ist die Energieerhaltung. In einem abgeschlossenen System bleibt die Summe aller Energieformen stets konstant. Energie geht nie verloren und wird nie erzeugt. Energie wird stets nur umgewandelt – von einer Form in eine andere. Ein Beispiel: Die im Erdöl steckende chemische Energie wird in einem Kraftwerk zunächst in Wärme und diese in einer Turbine zu Bewegungsenergie schnell rotierender Bauteile, und dann in elektrische Energie umgewandelt. Energie ist folglich nichts anderes als Arbeit. In der Tat sind alle Vorgänge in der belebten und unbelebten Welt Umwandlungsprozesse von Energie. Es gibt viele Erscheinungsformen von Energie: Bewegungsenergie, chemische Energie, elektrische Energie oder nukleare Energie, etc.

Energie kann keineswegs „gewonnen“ oder „erzeugt“ werden; Energie kann physikalisch nur umgewandelt werden. Die in Gas oder Öl steckenden Energiemengen werden beispielsweise zu Wärme, Wind wird zu mechanischer Energie und darüber zu Strom oder Sonnenenergie wird in Wärme umgewandelt. Verschiedene Energieformen können ineinander umgewandelt werden, wobei die Summe der Energiemengen über die verschiedenen Energieformen vor und nach der Energieumwandlung stets die gleiche ist, völlig unabhängig von den damit verbundenen Wirkungsgraden.

Doch zurĂĽck zu Ihren Falschmeldungen:

In der „Mission 2“ heißt es weiter:

Solarenergie, Windenergie, Geothermie, Bioenergie, Wasserkraft – sie alle zählen zu den regenerativen Energiequellen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Strom, Wärme und Treibstoffe gewinnen. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland wächst beständig. Lag er im Jahr 2000 noch bei nur 6 Prozent, so waren es 2019 schon rund 42 Prozent. Den größten Anteil hat die Windkraft, gefolgt von Photovoltaik und Biomasse. Vor dem Hintergrund des beschlossenen Atom- und Kohleausstiegs in Deutschland sowie zur Erreichung der Pariser Klimaziele muss der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion noch weiter deutlich gesteigert werden.

Hier werden regenerative und erneuerbare Energien in einen Topf geworfen – was nichts anderes als die gleiche sprachliche Bedeutung hat.

Solarenergie = Sonnenenergie, Windenergie etc sollen also regenerative bzw erneuerbare Energiequellen sein? Wie soll das gehen?

Unabhängig davon ist es in beiden fehlerhaften Sprachgebräuchen eleganter beziehungsweise sachlich fundierter von „dauerhafter nachhaltiger Energie“ zu reden.

Und dann ist da noch die Rede beziehungsweise die Schreibe von „regenerativer chemischer Energie aus erneuerbaren Energien“? Herr Müller-Baum, was soll das denn sein?

Zusammenfassung

Die Diskussion um die „Missionen“ des VDMA könnte noch weitergeführt werden, doch die vorstehenden Beispiele zeigen hinreichend, worum es der Redaktion geht: um den technisch-physikalisch korrekten Sprachgebrauch auf einem derart kritischen Feld wie dem Klimaschutz. Wenn schon die Politik extreme Defizite hinsichtlich der technischen Umsetzung ihrer Klimaziele hat und daher unnötige Umwege geht, sollten Fachverbände, die zeigen wollen, wohin die Reise geht, auch sagen, welches Verkehrsmittel dafür benutzt werden soll – aber bitte konkret und nachprüfbar. Hier ist der VDMA gefordert.

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Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen fĂĽr Antriebsmaschinen.