Langley-Gruppe will Bergen Engines kaufen
Vor wenigen Monaten informierte Rolls-Royce die Öffentlichkeit über die Neuordnung im Konzern, ohne ausdrücklich auf den Verbleib des norwegischen Motorenherstellers Bergen Engines einzugehen, außer, dass dieses Unternehmen keine strategische Bedeutung mehr für den Konzern habe. Nun ist eine Entscheidung gefallen.
Wie Rolls-Royce Anfang August mitteilte, habe man mit der Langley-Gruppe eine Vereinbarung zum Verkauf von Bergen Engines zu einem Preis von 63 Millionen Euro unterzeichnet. Kartellrechtliche Einsprüche gegen die Übernahme des Motorenherstellers von Langley dürfte es wohl nicht geben, da dieser Mischkonzern bislang keine Aktivitäten auf dem Gebiet der Verbrennungsmotoren hat. Jedoch ist noch nicht von einem Vertrag die Rede, sondern nur von einer „Vereinbarung“, also einer Absichtserklärung, obwohl mit der Presseinformation bereits einige Details zur finanziellen Seite des Vorgangs publiziert wurden. Wie es offiziell heißt, ist die Umsetzung der Verabredung noch von verschiedenen Bedingungen abhängig. Geplant ist, die Transaktion bis zum 31. Dezember 2021 abzuschließen. Die norwegische Regierung wurde über den beabsichtigten Verkauf informiert.
Für Rolls-Royce steht die Trennung vom Bergener Motorenprogramm, das mittelschnelllaufende Dieselmotoren (Leistung 1920 bis 7200 kW) und Ottomotoren (Leistung 1460 bis 9600 kW) umfasst, im Zeichen einer Konzentration auf Kernkompetenzen. Soll heißen, Bildung einer schärfer als bisher ausgerichteten Gruppe mit einfachen Strukturen. Offenbar hat man in den letzten Jahren keine Lösung für eine konsequente Zwei-Marken-Strategie gefunden. Immerhin steht die Frage, wie man im Konzern mit dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern umgeht, seit mehr als drei Jahren im Raum.
Der Verkauf betrifft neben der Motorenfabrik und Service-Werkstatt auch eine Gießerei in Norwegen sowie den Entwicklungsbereich und den weltweiten Service mit allen Niederlassungen. Mit insgesamt etwas mehr als 900 Mitarbeitern, davon 650 im Hauptwerk in Hordvikneset (in der Nähe von Bergen), erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von fast 200 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr werden 260 Millionen Euro erwartet.
Wie es weiter heißt, ist zumindest geplant, die Zusammenarbeit mit Kongsberg, als Vertriebspartner für maritime Anwendungen der Motoren, unverändert beizubehalten. Zum Geschäft mit stationären Motorenanlagen, das bislang über Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen lief, erfolgte keine Aussage.
Wie bereits erwähnt, hat die Langley-Gruppe bislang keine Aktivitäten im Bereich Verbrennungsmotoren. Mit der Übernahme von Bergen Engines ist die Bildung eines Bereichs „Power Solution“ geplant. Dazu sollen der italienische Hersteller von Elektromotoren und Generatoren „Motorelli Motori“ und das deutsche Unternehmen „Piller Power Systems“, Spezialist für statische und dynamische (rotierende) Unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlagen, die beide bereits zur Langley-Gruppe gehören, eingebunden werden.
In Friedrichshafen zeigt man sich zufrieden über diese Entwicklung, ebenso in Bergen. Bei Langley freut man sich über die Akquisition von Bergen Engines und bereitet sich auf dessen Integration in das Familienunternehmen vor.