Seitdem sich der Bundeswirtschaftsminister auf internationalem Parkett tummelt, hat er offenbar die deutsche Sprache vergessen. In einem Interview, geführt von der bekannten ZDF-Moderatorin Marietta Slomka (30. März 2022), antwortete er auf ihre Fragen u.a. Zitat: „Also, wir sind hoch alert und beobachten die Situation sehr genau und arbeiten mit Kräften daran, dass wir auch eine schwierige Situation gut bestehen können“. Und weiter: „Ein Öl- und Gasmonitoring wird nun aufgebaut…“
Was soll das? Gibt es für „hoch alert“ und „monitoring“ keinen verständlichen deutschen Begriff?
Aber sicher: wie ist es mit alert = aufmerksam und monitoring = Überwachung! Ist doch viel verständlicher, oder?
Aber das ist noch nicht alles. Es scheint so als ob er sich seiner Sache nicht sicher ist. Überraschend häufig sagt er in dem Interview, Zitat: „Ich würde noch nicht so weit gehen…“ und weiter: „Jein, würde ich sagen…“ Ja, was denn nun? Würde er es sagen wollen und wenn ja warum sagt er es nicht? Ist dieses „würde ich sagen“ eine Verlegenheitsfloskel? Für einen Weltpolitiker, der er wohl sein möchte, nicht gerade beeindruckend.
Und dann ist da noch die Sache mit den Begrifflichkeiten.
Der Bundesminister für Wirtschaft ist ja gleichzeitig Bundesminister für Klimaschutz. Und in dieser Eigenschaft sollte er genau wissen über was er redet und welche Begriffe er verwendet. Da sollte er als oberster Klimaschützer wissen, dass es KEINE ERNEUERBAREN ENERGIEN gibt, sondern bestenfalls alternative oder auch nachhaltige Energieträger. Aber mit diesen seinen teilweise nicht korrekten Begriffen ist er nicht allein in der deutschen Politikerrunde. Den Vogel abgeschossen hat die Bundesaußenministerin mit ihrer kürzlich gemachten Aussage: „Wir benötigen dringend „Flüssiggas LNG“! Was möchte sie denn nun importieren; Flüssiggas oder Flüssigerdgas?
Zum besseren Verständnis und Verinnerlichen für Politiker und Medienfachleute jeglicher Art hier noch einmal „was ist was“?
Flüssiggas oder Flüssigerdgas (verflüssigtes Methan)?
Bei Flüssiggas handelt es sich um eine verflüssigte Gasmischung, bestehend aus Propan und Butan zu unterschiedlichen Anteilen. Die Zusammensetzung variiert. Lediglich bei Flüssiggas, das zum Heizen genutzt wird, ist die Zusammensetzung in DIN 51622 festgelegt. Danach muss die Mischung zu 95 Prozent Propan und zu 5 Prozent aus den Bestandteilen Äthan und Butan bestehen. Leichter Druck (bis circa 8 bar) reicht, um die Mischung zu verflüssigen. Flüssiggas besteht also aus den Kohlenwasserstoffverbindungen Propan, Butan und Äthan. Flüssiggas ist in Deutschland besser bekannt als „Autogas“ und im internationalen Bereich als LPG (Liquefied Petroleum Gas).
Flüssigerdgas, korrekterweise „verflüssigtes Methan“, (englische Abkürzung LNG für Liquefied Natural Gas) ist fast reines Methan, das mit einer Abkühlung auf −163 °C verflüssigt wird.
Flüssigerdgas = LNG ist folglich streng zu unterscheiden von Flüssiggas = LPG
Die Verbrennung von Erdgas (Methan) verursacht bis zu 35 Prozent weniger CO2 (bei einer Biogas-Beimischung von 20 Prozent), Autogas liegt deutlich darunter. Beimischung von Biogas und synthetischem Erdgas verbessern die Ökobilanz noch weiter – das ist eine Möglichkeit, die Autogas nicht bietet. Im Namen LPG – Liquefied Petroleum Gas – ist die Herkunft versteckt. Es handelt sich um ein Nebenprodukt der Erdölverarbeitung. Biogenes Autogas muss in einem komplexen Verfahren, z. B. bei der Biodiesel-Produktion hergestellt werden und wird es daher nicht im kommerziellen Umfang geben.
Und dann ist da noch ein wesentlicher Punkt zu beachten:
Aufgrund seiner Dichte ist Methan leichtflüchtiger und steigt bei möglichen Leckagen nach oben (in die Atmosphäre) während Flüssiggas aufgrund seiner höheren Dichte sich am Boden sammelt und damit ein erheblicher Explosionsfaktor ist.
Vielleicht führen diese Erklärungen zu einem besseren Sachverständnis, worum es in der aktuellen Situation wirklich geht. Bleibt die Frage, ob unsere Politiker (und Medien aller Art) lernfähig sind.