Grüner Wasserstoff und eFuels könnten zu einem Eckpfeiler eines kohlenstoffneutralen globalen Energiesystems werden und gleichzeitig die Wirtschaft auf der ganzen Welt ankurbeln. Darauf einigte sich eine Gruppe führender politischer Entscheidungsträger, Experten, Wissenschaftler und Unternehmen bei einer kürzlich durchgeführten hochrangigen Veranstaltung zur Schaffung eines internationalen Ökosystems für grünen Wasserstoff in Berlin.
Die digitale Veranstaltung, an der die Vorsitzende der eFuel Alliance, Dr. Monika Griefahn und Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance, teilnahmen, konzentrierte sich auf das Ausmaß der Aufgabe, mit der die internationalen politischen Entscheidungsträger konfrontiert sind, und hob die Tatsache hervor, dass die Bekämpfung des Klimawandels eine globale Herausforderung ist, die globale Lösungen erfordert.
„Im Energiesektor bietet die internationale Zusammenarbeit die Chance, den Energiebedarf der einzelnen Nationen zu decken und gleichzeitig einen globalen Wandel hin zu erneuerbaren Energien (gemeint sind ‚alternative Energien‘ die Red.) voranzutreiben. Wenn die außereuropäischen Länder nicht mitmachen, werden wir sie auch nicht von der Energiewende überzeugen können“, sagte Monika Griefahn.
An der Podiumsdiskussion nahmen Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Dr. Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Jochen Bard, Leiter der Abteilung Energieverfahrenstechnik, Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, Clara Bowman, Geschäftsführerin, HIF Global, Chile, Janita Naidoo, Leiterin der Abteilung Strategie, Wachstum und Innovation, Sasol, Südafrika, und James Mnyupe, Berater des Präsidenten der Republik Namibia, teil.
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass kohlenstoffneutrale Energiequellen ein enormes Potenzial bieten – sowohl für das Klima als auch für die Wirtschaft. Es sei bereits jetzt klar, so die Experten, dass die EU von einer Selbstversorgung mit erneuerbaren („alternativen“, sie oben, die Red.) Energien weit entfernt sei und daher auf Importe angewiesen sein werde.
Die Referenten wiesen darauf hin, dass Wasserstoff und seine Derivate am effizientesten und kostengünstigsten an Standorten mit viel Sonne und Wind produziert werden könnten. Neben der Verfügbarkeit von Sonne und Wind müsse jedoch zunächst die Verteilung der finanziellen Mittel geklärt werden. Außerdem können eFuels, ein Wasserstoffderivat, über die bestehende Infrastruktur über weite Strecken transportiert und in verschiedenen Sektoren eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Lösungen, die auf Elektrifizierung setzen, müssen sie nicht vor Ort produziert werden.
Diskutiert wurde auch die Tatsache, dass sich Investitionen in die Produktion von grünem Wasserstoff positiv auf die Wirtschaft und die Beschäftigungssituation in den Erzeugerländern auswirken. So könnten allein durch die Produktion von 10% eFuels für den EU-Markt – wie jüngste Studien zeigen – bis zu 278.700 Arbeitsplätze in den Herkunftsländern nicht nur in Afrika und dem Nahen Osten, sondern auch in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas, Asiens und Australiens geschaffen werden. Wirtschaftlich schwächere Länder würden davon ebenso profitieren wie solche, die stark von der Ausfuhr fossiler Brennstoffe abhängig sind.
Namibia zum Beispiel hat sich zum Ziel gesetzt, ein wichtiger Akteur auf dem Weltmarkt für grünen Wasserstoff zu werden. Dies würde zu einer Verschiebung der Handelsbeziehungen führen: Länder, die bisher auf die Hilfe anderer Länder angewiesen waren, würden zu Handelspartnern. Weitere Untersuchungen am Beispiel Marokkos zeigen, dass jeder in eFuels investierte Euro eine zusätzliche lokale Wertschöpfung von 12 Euro erzeugt. Das Endergebnis kann eine Reihe von Märkten rund um den Globus sein, wobei viele Regionen von der Wertschöpfung profitieren. Natürlich müssen beim Aufbau internationaler Energiepartnerschaften ökologische und soziale Kriterien in den Herkunftsländern strikt eingehalten werden. Die Experten waren sich einig, dass ein Export von eFuels nur unter diesen Bedingungen möglich sein sollte.
„Eine klassische Win-Win-Situation. Durch globale Energiepartnerschaften kann die Energiewende zu einer globalen Erfolgsgeschichte werden“, fasste Dr. Monika Griefahn das Ergebnis einer anregenden Veranstaltung zusammen.