Vielseitige Bemühungen, Donau und Donauschifffahrt „zukunftsfit“ zu machen

Angesichts zahlreicher Vorteile von (Fluss-) Schifffahrtstransporten gegenüber solchen per Bahn oder LKW ergibt sich die Notwendigkeit, in Österreich sowie im gesamten Donauraum alle schiffbaren Flüsse, aber auch die Schiffstransporte auf denselben „zukunftsfit“ zu machen.

Durch die Möglichkeit, große Gütermengen – insbesondere Massengüter – auf Schiffen zu transportieren, kann die Schifffahrt attraktive Transportpreise für die jeweiligen Volkswirtschaften anbieten. Darüber hinaus verfügt die Donau über ausreichende Kapazitäten, so ist auf ihr ein Betrieb rund um die Uhr, also ohne Wochenend- oder Nachtfahrverbot möglich. Ferner bietet der Strom für die Schifffahrt auch eine „natürliche Infrastruktur“. Die Investitionskosten sind entsprechend gering, es wird auch kein zusätzlicher Flächenverbrauch verursacht. Bezogen auf die Nutzung betragen Investitionskosten in Straßen das Doppelte und in die Bahn das Sechsfache als jene in Wasserstraßen.

Als Verkehrsträger ist die Schifffahrt auch umweltfreundlich: bei gleichem Treibstoffverbrauch kann eine Tonne Güter auf einem Schiff 370 km weit transportiert werden, per Bahn ca 300 km, auf einem LKW bloß 100 km. 70 Prozent weniger Treibstoffverbrauch bedeutet auch 70 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Ein typischer Schubverband mit vier „Schubleichtern“ fasst so viele Güter wie 280 LKW. Die pro Jahr auf der Donau ohne Lärm und Staus transportierten Güter entsprechen einer LKW-Kolonne von rund 100 km, die täglich von Wien nach dem rund 190 km entfernte Linz unterwegs wäre. Vor dem Hintergrund dieser Vorteile, aber auch der Notwendigkeit, Transporte auch bei Niederwasser der Flüsse wie im Jahr 2018 sicher zu stellen, betonte der (inzwischen zurückgetretene) österreichische Verkehrsminister Norbert Hofer (sein Ministerium heißt Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) im Frühjahr d.J. die Notwendigkeit, den enormen Wert der Donau als natürliches  Transportsystem, Tourismusmagnet und intakten Naturraum für die Zukunft zu sichern, Dazu seien sein Ministerium und das Wasserstraßenmanagement VIADONAU seit vielen Jahren  einen engen gemeinsamen Weg im Interesse einer sinnvollen Verknüpfung von Umwelt, Sicherheits- und  Wirtschaftsinteressen und von Spitzen-Instandhaltungsstandards entlang der gesamten Donau eingegangen. Die Binnenschifffahrt als umweltfreundliches Transportmittel habe besondere Zukunftschancen, die gemeinsam mit anderen Donauanrainerstaaten gezielt und grenzüberschreitend genutzt werden sollten. Mit bestmöglicher Informationslage und moderner Instandhaltung sollen Transporte sicherer und besser planbar gemacht und so die Nutzungsqualität der wichtigen Rhein-Donau-Transportroute weiter erhöht werden. Besonders wies der Minister auf das Zustandekommen einer Flotte von neuen Arbeits- und Messschiffen für modernes Wasserstraßenmanagement entlang der Donau von der slowakischen Hauptstadt Bratislava bis zum Schwarzen Meer im Interesse einer erhöhten Bedeutung der Donau für das europäische Verkehrs- und Transportnetz hin.

Der Geschäftsführer von VIADONAU, Hans-Peter Hasenbichler, unterstrich bei dieser Gelegenheit die Wichtigkeit des Angebots von Dienstleistungen wie Informationen, auch digitaler Natur, und Kommunikation mit den Menschen am Strom. Es gelte, mit kundenorientierten Events regelmäßig die vielen Interessen am Strom zusammen zu bringen und gemeinsam zukunftsfähige nachhaltige Lösungen für Leben, Sicherheit und Wirtschaft an der Donau zu erarbeiten.

Aber auch andere VIADONAU-Funktionäre verwiesen darauf, dass die Zukunft der Donau bereits begonnen habe und man schon heute wissen wolle, was morgen gefragt sei, um noch bessere Dienstleistungen anbieten zu können. Ende 2018 hätten 95 Prozent befragter Kundinnen und Kunden (Schiffskapitäne und Schiffseigentümer bei Personen- und Gütertransport) bei einer Umfrage Bestnoten für die Qualität der angebotenen Dienste auf der Donau vergeben. Dies zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei, den es weiter fortzuschreiten bedürfe. Derlei Befragungen würden jährlich durchgeführt und die Rückmeldungen für weitere Verbesserungen der gebotenen Dienstleistungen von VIADONAU analysiert.

Die vergangene Kundenumfrage galt vor allem der Qualität der Instandhaltung der Fahrrinne im österreichischen Donauabschnitt, also der Beurteilung der Erhaltungsbaggerung von VIADONAU. Für 2018 wurde diese Qualität mit der Durchschnittsnote 1,42 auf einer Schulnotenskala von 1 bis 5 bewertet. Wie schon 2017 (damals 1,46) war VIADONAU damit aus Sicht der wasserseitigen Nutzer der am besten bewertete Wasserstraßen-Infrasturkturbetreiber aller 10 Donau-Anrainerstaaten. Dieses Ergebnis ist aus Sicht von VIADONAU auf die kontinuierlichen Erhaltungsbaggerungen und wasserbaulichen Optimierungen der letzten Jahre zurückzuführen, die es fortzusetzen gelte. Anlandungen an maßgeblichen Seichtstellen werden bereits vor Einsetzen einer potentiellen Niederwasserperiode durch Nassbaggerungen beseitigt, um so für die Schifffahrt auch in Niederwasserperioden eine Mindestabladetiefe von 2,5 m bereit zu stellen.

Zur effizienten und effektiven Planung und Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen im Donau-Fahrwasser bedient sich VIADONAU seit 2005 des umfassenden Betriebssystems WAMS (Waterway Asset Management System), welches in mehrjähriger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien entwickelt wurde. Digital unterstützt will VIADONAU den skizzierten Weg der privaten Instandhaltung in Kombination mit wasserbaulichen Maßnahmen weiter verfolgen, auch künftig eine hohe Kundenzufriedenheit mit der Wasserstaßen-Infrastruktur sicher zu stellen.

Dass die Donau in Österreich trotz Niederwasser in der zweiten Jahreshälfte 2018 dennoch ganzjährig befahrbar war, ist der Erfahrung und dem Knowhow des VIADONAU-Wasserstraßenmanagements zu verdanken. Durch bedarfsgerechte und punktgenaue Baggerungen konnte der Verkehr in Fluss gehalten werden. Fast alle Baggerungen mussten auf der Donau östlich von Wien getätigt werden.

Ein Vertreter der VIADONAU-Schleusenaufsicht unterstrich die Wichtigkeit der weiteren qualitativen Ausbildung und hohen Verantwortung des zuständigen Personals für die Schleusungen bei den insgesamt 18 Kammern der neun österreichischen Kraftwerks-Schleusenanlagen (das gemeinsame österreichisch-bayrische Kraftwerk Jochenstein nicht eingerechnet) auf der Donau. 2018 ist allerdings ein leichter Rückgang bei geschleusten Schiffen registriert worden.

Beträchtliches Verbesserungspotential gibt es bei der Binnenschifffahrtsflotte, denn das Durchschnittsalter der europäischen Flotte ist relativ hoch, heißt es in einem diesbezüglichen Bericht. Neue Schiffe werden oft nach Standarddesigns gebaut, die vor Jahrzehnten entwickelt worden waren. Für eine Modernisierung gibt es zwei Stoßrichtungen: einerseits könnte der Wirkungsgrad durch hydrodynamische Veränderungen gesteigert werden, oder man setzt auf bessere Motoren, um Verbrauch und Schadstoffausstoß zu senken.

Auf dem neuesten Stand ist man in Österreich bei den Fluss-Informationssystemen. Die Zeiten, in denen ein Schiff „auf Sicht“ fahren musste, sind längst vorbei. Heute sind alle Donauschiffe in Österreich in das System DoRIS (Donau River Information System) eingebunden – sie haben einen Transponder an Bord, der Daten mit der Zentrale austauscht. Einerseits geht es dabei um eine einheitliche Identifikation der Schiffe zwecks Tracking und Tracing, andererseits werden auch Services wie etwa eine elektronische Binnenschifffahrtskarte (ENC) mit Angaben über andere Schiffe in der Umgebung (ein sog. „taktisches Verkehrsbild“) bereitgestellt. Hilfe gibt es dabei auch vom Schleusenmanagement oder durch Berechnung von Ankunftszeiten. Europaweit gibt es jetzt aber Bestrebungen, die Flussinformationssysteme der Staaten zu vereinheitlichen.

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Harald Krachler
Gastautor bei VEUS-Shipping.com.