Die Devise des berühmten Naturforschers und Namenspatrons beschreibt die Ziele der Dreimastbark am besten: ”Die See ist eine Brücke – sie verbindet Länder und Völker”.

Die ALEX II, wie sie von ihrer Besatzung liebevoll genannt wird, trat das Erbe der 105 Jahre alten ALEXANDER VON HUMBOLDT an, die mit ihren grünen Segeln seit Ende der 80er Jahre im Sailtraining-Einsatz war. Eigner und Betreiber ist die gemeinnützige DSST (Deutsche Stiftung Sail Training) des als Bark geriggten Segelschiffes. Sie hat bisher viele Jugendliche und Junggebliebene mit der traditionellen Seemannschaft vertraut gemacht.

Die Bark für die seemännische Ausbildung neuer Offiziersanwärter zu nutzen, ist eine Zwischenlösung, bis der Flotte das eigene Schulschiff GORCH FOCK wieder zur Verfügung steht. Da aber immer noch nicht feststeht wann die GORCH FOCK endlich wieder einsatzbereit ist, wurde mit der Ausbildung Anfang Januar 2020 auf der Bark begonnen.

Die ALEXANDER VON HUMBOLDT II als Zwischenlösung für die seemännische Ausbildung der Offiziersanwärter der Deutschen Marine
Die ALEXANDER VON HUMBOLDT II als Zwischenlösung für die seemännische Ausbildung der Offiziersanwärter der Deutschen Marine. © P.Pospiech

Diese sogenannte seemännische Basisausbildung durchläuft die Crew der Marineschule Mürwik. Vorgesehen waren dafür fünf zweiwöchige Segeltörns der ALEXANDER VON HUMBOLDT II mit je maximal 55 Marineangehörigen. Jeweils 15 Soldatinnen und Soldaten der Stammcrew der GORCH FOCK sowie 40 Offiziersschülerinnen und -schüler an Bord des Segelschiffes durchlaufen die Ausbildung. Des Weiteren sind auch 24 Crewmitglieder der ALEX II an Bord. Das Training findet jeweils im Seegebiet um die Kanarischen Inseln und auf der Heimfahrt des Schiffs nach Bremerhaven statt.

Zentraler Inhalt der Ausbildung der Offiziersanwärter ist dabei unter anderem, dass einzigartige Berufs- und Arbeitsumfeld „See“ zu erleben, was in dieser Form und Intensität nicht auf modernen Motorschiffen, sondern nur auf Segelschiffen möglich ist. Als Lerneffekt damit verknüpft soll die Erkenntnis sein, welche Bedeutung der Zusammenhalt einer Schiffsgemeinschaft und ihr gemeinsames Handeln angesichts von Naturgewalten auf hoher See hat. Diese beiden zentralen Aspekte der Ausbildung gehen einher damit, dass die Kadetten elementare seemännische und meteorologische Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt bekamen und bekommen.

Die Marine hatte sich vergangenes Jahr dazu entschieden, diese Zwischenlösung zu nutzen, auch um die Fähigkeiten der Stammbesatzung des Marineschiffs und die Expertise zum Betreiben eines Segelschulschiffs zu erhalten. Bereits im November und Dezember 2019 segelte ein Teil der GORCH FOCK-Stammcrew dafür auf der ALEX II mit, um die eigenen Fertigkeiten aufzufrischen. Die GORCH FOCK soll ihren Ausbildungsbetrieb 2021 wiederaufnehmen.

Hintergrundinformationen

Die ALEXANDER VON HUMBOLDT II ist über ihre Takelung als Bark in ihren Segeleigenschaften der gleich getakelten GORCH FOCK sehr ähnlich. Vor diesem Hintergrund war der zivile Segler auch die bestmögliche Alternative zum Marineschiff. Auch wenn ein deutlicher Größenunterschied zwischen den Schiffen besteht: Die ALEX ist 65 Meter lang und hat eine Segelfläche von gut 1.400 Quadratmetern, die GORCH FOCK ist 89 Meter lang bei über 2.000 Quadratmeter Segelfläche.

Die Kadetten der Marine werden auf dem DSST-Segler nicht nur an Deck, sondern auch in der Takelage ausgebildet. Dazu wurde an Bord des Schiffs ein sogenanntes Höhensicherungssystem nachgerüstet und durch den Germanischen Lloyd zertifiziert. Diese Einrichtung ist mit den an Bord der GORCH FOCK vorhandenen Sicherheitsstandards weitgehend vergleichbar.

Vorheriger ArtikelMAN PrimeServ: LGIP-Retrofit reduziert CO2-Fußabdruck
Nächster ArtikelSMM 2021 findet vollständig digital statt
Dipl. -Ing. Peter Pospiech
Redaktionsleitung bei VEUS-Shipping.com mit Schwerpunkt Schiffsbetriebstechnik, Transport, Logistik, Schiffahrt, Hafen und dem weitreichenden Thema Umweltschutz sowie gesetzliche Auflagen für Antriebsmaschinen.