Cargo Center Graz größter Güterterminal südlich der Alpen
In Österreich, seit über 100 Jahren ein Binnenland, ist in den letzten Jahren die Bedeutung sog. „Dry Ports“ („Trockenhäfen“), also intermodaler Inlandsterminals, für den Schienentransport von Import- und Exportgütern von und zu den nächstgelegenen Seehäfen gewaltig gestiegen. Über die „Dry Ports“ von Graz und Villach (ersterer ist der größte des Landes südlich der Alpen) erfolgt der Gütertransport von und nach den Adria-Häfen Koper (Slowenien), Triest (Italien) und Rijeka (Kroatien). Die Terminals Wolfurt (Vorarlberg) und Wels (Oberösterreich) sind die wichtigsten Tore zu den Nordseehäfen (Rotterdam, Antwerpen; Hamburg u.a.). Letztere beiden Güterterminals sind auch bedeutend für die „Rollende Landstraße“, falls keine kranbaren Auflieger auf die Schiene kommen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Corona-Pandemie statistisch auf den Aufschwung der letzten Jahre auswirken wird (Zahlen liegen derzeit noch nicht vor). Allerorts gibt es in Wirtschaftskreisen Klagen, dass eine der Auswirkungen gestiegene Frachtpreise für Waren aus Asien nach Europa sind. Denn viele Teile für in Europa, so auch in Österreich gefertigte Produkte kommen per Schiff aus Asien. Weltweite Transportrouten haben sich geändert. Durch einen stark gestiegenen Export von Asien in die USA und gleichzeitig verringerten Schiffstransporten nach Europa sind die Preise je Frachtcontainer nach Europa in den letzten Monaten stark gestiegen, oft um das Vier- bis Fünffache. Hingewiesen wurde ferner, dass als Folge auch die Frachtpreise bei Flugzeugen explodiert sind, einerseits weil weniger Flugzeuge unterwegs sind, andererseits auch, weil der Frachtraum bei den tatsächlich fliegenden Maschinen bereits verplant ist. Für heimische Betriebe wurde so nicht nur der Import von für die Warenherstellung benötigten Teilen teurer, sondern auch die Kosten für den Weitertransport von gefertigten Produkten zu Abnehmern außerhalb Europas.
Das etwa 20 km südlich von Graz beim Ort Werndorf gelegene Cargo Center Graz (CCG) verzeichnete in den letzen beiden Jahren einen besonderen Wachstumskurs – im Immobilienbereich Vollauslastung, beim Umschlagvolumen ein Wachstum von rund fünf Prozent. 2019 wurde das Geschäftsfeld Holzexport gestärkt und wird seither Schritt für Schritt ausgebaut. Die CCG-Logistikplattform wickelt je nach Kundenbedarf 14 Zugrundläufe zwischen den Häfen Koper (das den Schwerpunkt der Aktivitäten bildet) bzw. Triest und dem CCG ab.
Sehr hoch ist die Importauslastung, beim Export bestehen nach Angaben des CCG-Managements noch ausreichend Kapazitäten. 2020 lag der Fokus auf der Verdichtung der sog. Antennenverbindungen nach den Donauhäfen Enns und Linz. Wegen des Wachstums des CCG wurde schon 2019 die erste vorgezogene Ausbaustufe mit einer Stellplatzkapazität von maximal 2180 TEU in Betrieb genommen. 2020 zählte parallel zum Ausbau des Terminals die Errichtung eines „Stuffing Centers“ für das Stauen von Exportcontainern.
Angesichts des kontinuierlichen Ausbaus der Infra- und Suprastruktur, sowie der Abwicklung von Superpostpanamax-Schiffen benötigen die Adriahäfen leistungsfähige „Dry Ports“ im Hinterland. Das CCG bereitet sich mit dem Ausbau des Terminals Graz-Süd Modul II in Verbindung mit 10.000 TEU-Stellplätzen darauf vor. Zielsetzung ist dabei die Abwicklung sog. „schiffsreiner“ Exportganzzüge zu den Adriahäfen Koper und Triest, die mit Antennenverbindungen aus Enns, Linz und (nach Eröffnung des Semmering-Basistunnels, der sich nach letzten Meldungen allerdings um eine Jahr auf 2028 verschieben wird) Wien verbunden sind und zeitgerecht im jeweiligen Seehafenterminal eintreffen. Dort soll nach Wünschen des Managements eine direkte Verladung vom Zug auf das Schiff ermöglicht werden. Die eingehenden Importcontainer Richtung Graz, Linz, Enns und Wien sollen dann direkt auf die Wagengarnitur, mit der die Exportcontainer in die Häfen gekommen sind, verladen und erst im CCG, also im Terminal Graz-Süd, auf die jeweilige Antennenverbindung umgeladen werden. Dies würde zu einer Entlastung der Südhäfen und zu einer echten Dryport-Funktion des CCG führen.
Das Infrastrukturprojekt Villach-Süd hat das Ziel, die Zusammenarbeit des Terminals Villach-Fürnitz (direkt am Südrand der Stadt gelegen) und dem nächstgelegenen Hafen Triest zu stärken und weiter zu entwickeln. Die Terminalkapazitäten im Kärntner Terminal, sowie die Schienennetzte sollen dazu bestmöglich ausgelastet werden.